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Rückblick auf den November-Slam 2011

Neue Gesichter, frischer Wind und eine Menge verrückter Ideen, drumherum ein beeindruckender Toby Hoffmann mit schwerer, zorniger und scharfkantiger Lyrik, die dieser ausgewaschenen Begrifflichkeit noch Ehre zu machen vermochte – das war der November-Slam im E-Werk. Der Wettkampf im Schnelldurchlauf:

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Ankündigung Poetry Slam am 20. November 2011

Sonntag, 20.11.2011
E-Werk, Erlangen
(Clubbühne)
Einlass 19:30 Uhr
Beginn 20:30 Uhr
Eintritt 6€

Eine neue Ausgabe des größten fränkischen Poetry Slams steht vor der Tür! Passionierte Performance-Profis aus den verschiedensten Ecken Deutschlands treffen ein weiteres Mal auf die noch unbekannten Hobbydichter von nebenan, ambitionierte Lyriker auf scharfzüngige Kabarettisten. 8 Minuten Zeit für jeden Teilnehmer im Dichterwettstreit, über dessen Ausgang wie immer allein das Publikum entscheiden darf. Also seid herzlich eingeladen in unser poetisches Schnellrestaurant, in dem auch für literarische Gourmets so mancher Ohrenschmaus zu finden sein wird. Hm, lecker!

Im November begrüßen wir auf unserer Bühne:

Bo Wimmer (Marburg)
Mounir Jaber (Wiesbaden)
Simon Moll (München)
Tobias Heyel (Stuttgart)
LiLaLeLi (Erlangen)
Tom Mot (Möhrendorf)
Sieglinde Holzknecht (Erlangen)
Robin Mesarosch (Ulm)
Ines von Külmer (Erlangen)
Thomas Schmidt (Schwabach)
Mr. Davos (Erlangen)

Mit großer Freude kündigen wir außerdem einen musikalischen und äußerst poetischen special guest für unser Rahmenprogramm an, der definitv zur ersten Garde der Spoken Word Künstler in diesem Land zählt:

Toby Hoffmann (Ravensburg)

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=z3e8TJuW80Y[/youtube]

*1980, Lyriker, Spoken-Word-Poet und Musiker. Frontmann der Band Ira. Mitbegründer und -betreiber der Edition Kulturbremse. Mitglied des internationalen Spoken-Word-Ensembles „Poesie United“. 2002 Ravensburger Literaturpreis. 1. Platz beim International Poetry Slam in Tartu, Estland. Veröffentlichungen in Zeitschriften, Anthologien und auf Tonträgern. Über 300 Auftritte im deutschsprachigen Raum, in Kroatien, Serbien-Montenegro, Tschechien, Estland und Italien. Der Gedichtband „asphaltspalten“ erschien 2004 bei Lyrikedition 2000, München. Der neue Band „luft sprengen“ ist in Vorbereitung.

 

Rückblick auf den Jubiläumsslam: 7 Jahre Poetry Slam Erlangen

Die Bilder des Abends: Fotos (klick)
Mitschnitt der Live-Sets von Bqubik: Freestyle-Sensation (klick)

Das Jubiläum am 18. Januar 2009 wird in die Geschichte des Erlanger Slams eingehen – als eine der besten Shows, wenn nicht sogar die beste von allen bisher. Definitiv aber wars die größte und aufwendigste seit unserem Bestehen.

Gesamtdauer der Show:
5 ½ Stunden

Zuschauer im Saal:
ca. 520 (inkl. Poeten)

Publikum:
jung und alt bunt gemischt

Ablauf:
drei Blöcke, zwei Pausen

Ergebnis:
Dreifachsieg – Pauline Füg, Andreas Grimm, Bybercap

Aftershow-Party:
war nicht geplant, hat aber sowas von stattgefunden

Fotos:
hatten wir glatt vergessen, aber Bremmo ist mit seinem Handy eingesprungen, wobei ganz gute Bilder rauskamen, siehe hier

Der Show war diesmal 50/50 aufgeteilt in Slam und Rahmenprogramm, zur Feier des Tages. Im Wettbewerb befanden sich 6 Teilnehmer. Wir hatten uns kurzfristig entschlossen, statt der vorgesehenen 8 Teilnehmer aus Gründen des Volumens des übrigen Programms maximal 6 Menschen slammen zu lassen. Dies stellte sich später, so gegen Mitternacht, als goldrichtige Entscheidung heraus. Die fünf Namen, die „ungezogen“ in unserem Lostopf zurückblieben, sollen bittschön nicht traurig sein und einfach im Februar oder März mitmachen (jeweils der 15.), da klappt es auf jeden Fall.

Im Laufe der Jubiläumsshow wurde auch die Gewinnerin unseres Kurzgeschichtenwettbewerbs bekannt gegeben: Katharina Spengler, mit ihrem Text „Zwischen zwei Zügen“. Beim nächsten Erlanger Slam findet die offizielle Preisvergabe statt.

Selbstverständlich begann der Abend mit 20 min Verspätung, was aber nicht zuletzt an der schieren Menge der Zuschauer lag, die erstmal rein kommen und hernach alle ein Plätzchen im Saal finden mussten.

Spezialgast Jaromir Konecny eröffnete mit einem tschechischen Witz, um das Publikum gleich mal mit dem Humor seines Heimatlandes bekannt zu machen. Eine seiner kultigen Hamstergeschichten folgte und genügte bereits, um das Eis zu brechen und die Stimmung im Saal aufzudrehen. Auch bei seinen noch folgenden Auftritten in den anderen Runden forderten die Zuschauer jedes Mal einen Witz ein, bevor sich Kurzgeschichten anschlossen, die übrigens vom Sexfaktor her immer weiter zulegten.

Das musikalische Element in Runde 1 gestaltete Nikita Gorbunov. Er lief zunächst mit defektem Tonabnehmer auf, was für ein beständiges Störsummen während des Gitarrenspiels sorgte und weigerte sich mit der den wahren Künstlern eigenen Hartnäckigkeit, die angebotene Ersatzgitarre zu verwenden. Trotz Störgeräusch schaffte er es jedoch, die Zuschauer in kürzester Zeit für sich einzunehmen, mit entwaffnend eleganten, lakonischen Songtexten und eingängigen Melodien: die Angebetete brach ihm schullandheimi-esk das Herz und kotzte sich hernach schön, die unbeschreibliche dumme Zecke Wolf Biermann deklamierte stoisch „glaub nicht an all das Heugeschreck, mein Schnauzer wird euch schützen!“, schließlich lüftete er im dritten Lied Erlangens dunkles Geheimnis – auch den Zuschauern fiel es dabei wie Schuppen von den Augen… zum Abschluss legte er die Gitarre beiseite und verblüffte mit einer dramatischen zehnminütigen Superstarsatire, getragen von Halbplayback-Synthiepop, bei der abschließend Detlef D. Soost die Endlösung des Humanismus verkündete. Crank! Und beeindruckend.

Debütant Veit Simoneit kam direkt vom Lostopf auf die Bühne und berichtete in einer Mischung aus Fabel und Biologieunterricht von den sogenannten Diemels, den heimlichen Verwaltern unseres Stoffwechsels, und entwarf kühne anatomische Alternativen zu den menschlichen Körperfunktionen. Leider kappte das Zeitlimit den Ausgang der Geschichte.

Bybercap „Hands up 7 up“ trug seinen Text so souverän und dynamisch vor, dass das Publikum förmlich hineingesogen wurde in den Gedankenkosmos eines Englischlehrers während einer typischen Unterrichtsstunde – ein sarkastischer Kurztrip in den Wahnsinn des deutschen Schulalltags. Er sollte die Runde für sich entscheiden.

Tobias Hoffmann ließ sein lyrisches Ich den etablierten Literaturbetrieb erobern und auf einer Ebene mit den Größen der Elfenbeinturm-Elite in der Kulturhalle zu Schwäbisch Gmünd die selbstgemachten Schwarten signieren – ein Bilderbogen aus dem Leben eines Arschlochs unter Gleichen, eine Abrechnung mit Scharführer Grass und Kollegen inklusive Dunstkreis.

Nach der ersten Pause wurde es wieder tschechisch, Jaromir ließ es krachen. Dem folgte Jan Koch, der in Runde 2 für die Musik zuständig war. Der Berliner Liedermacher schlug eher melancholischere Töne an, setzte sich jedoch charmant und augenzwinkernd in Szene. Die Atmosphäre im Raum trug bald die Handschrift seiner beeindruckenden Bühnenpräsenz. Und selbstverständlich schlug der reichlich zehnminütige Berlin-Song ein wie eine Bombe. Haltet die Augen nach Gelegenheiten auf, Jan Koch live zu sehen!

Den Wettbewerb in Runde 2 eröffnete Exil-Lübecker Matthias Kröner, angenehm konsequent trug er ausschließlich seine eigenen Lieblingstexte vor, größtenteils in ruhigen, lyrischen Tönen: das salzige Herz im Seesack über der Schulter, das Befinden in den Momenten der Vertrautheit, die eigene Durchschnittlichkeit als beiläufiges Eingeständnis, in dem ein irritierender Stolz anschwillt. Am Ende schnitt ihm die Hupe das Wort ab, welches ihm das Publikum aber postwendend zurück erteilte. Den fast vollendeten abgebrochenen Text begann er daraufhin in gelassener Konsequenz noch mal von vorn!

Andreas Commandante Grimm hatte alle bei dieser Show vorgetragenen Texte am Vorabend in der Kneipe geschrieben (entsprechend las er auch direkt aus seinem Notizbuch vor), darunter auch ein Geburtstagstext für den Erlanger Slam. Aber was für einen! So wurde ein Jubiläum noch nie gewürdigt und es müssen ja nicht immer Blumen sein, denn Herr Grimm verfügt in Sachen literarischer Zuordnung über seine eigene Kategorie und hat keine Anbiederung nötig. Auf jeden Fall eine Ehre für uns, wir werden Seit an Seit weiterverwesen durch die Jahre bis hin zur Losigkeit von Leben!

Pauline Füg beglückte uns zur Feier des Tages mit einem ihrer größten Texte, dem „Zauberspruch für Verwundete“: romantisch-poetisches Reisetagebuch einer einsamen Zweisamkeit im Rückspiegel eines Autos auf dem Weg Richtung Erinnerung. Immer wieder berührt einen dieser Text, dem Publikum erging es nicht anders. So kam es zum Finaleinzug, in Freude vereint mit dem dritten Finalisten Andreas Grimm.

Nach der zweiten Pause spulte Jaromir seine Hardcoresex-Komödie ab, zuvor hätte das Publikum in einer kurzen Abstimmung auch eine thematisch konträre Alternative (Zen-Meditation) wählen können, tat es aber nicht. Komisch. Im Anschluss schockierte, diese Formulierung trifft es am besten, unser Beatboxwunderkind Pheel die Zuschauer mit einem Solo vom Allerfeinsten und seinen unglaublichen Fähigkeiten der „Geräuschgewinnung“. Sowas hat man halt noch nicht gesehen, wenn man es noch nicht gesehen hat. Drum’n’Base-Beatboxing inklusive Synchrongesang und variierenden Filtereffekten, Kehlkopf-Samples und inszeniertes Scratching… muss man erlebt haben.

Das Dreierfinale nahm das Publikum mit Begeisterung auf, Pauline Fügs legendärer „Justus Jonas“ traf auf Herrn Grimms unberechenbare Gedankenbandwürmer. Pauline erntete gleich enthusiastischen Zwischenapplaus nach den ersten Zeilen ihrer kultigen Liebeserklärung an den immerjungen Hobbydetektiv. Der Commandante schien nach längerem Aufenthalt im Backstageraum zunächst etwas „angeschlagen“ und musste einen Text abbrechen, weil er versehentlich die Seite im Notizbuch verblätterte und nicht wieder fand. Der Ersatztext war dann eine Warnung an die Adresse zwischenmenschlicher Abenteurer und an Geist, Form und Tiefe wie immer über jeden Zweifel erhaben. Bybercap „Hands up 7 up“ (so sein Pseudomy-Zusatz an diesem Abend) knöpfte sich in seinem durchaus bewegenden Finaltext das deutsche Bildungssystem in all seiner Ungerechtigkeit und Doppelmoral vor, eingerahmt von Zitaten des großen Leonard Cohen. Im Refrain stellte er die Rechtfertigungen der Politik in Frage, es war immer wieder dieselbe Frage, und die lautete: fuck you!

Als wir zur Abstimmung schritten, war es Mitternacht, Begeisterungsstürme brandeten über die Finalisten herein, die sich bereits in trauter Umarmung gegenseitig gratulierten. Dies griffen die Zuschauer natürlich auf und forderten lautstark einen Dreifachsieg ein, deutlich euphorisiert von diesem Hammerfinale, aber in geballter Einigkeit. Weil das Votum des Publikums beim Slam Gesetz ist, heißen die Sieger des Jubiläumsslams Pauline Füg, Andreas Grimm und Bybercap „Hands up 7 up“. Hugh!

Kurz nach Mitternacht war also die Show vorbei, zumindest für die, die gehen mussten (um beispielsweise den letzten Zug Richtung Nürnberg zu kriegen). Von unseren Special Guests „Bqubik“ war nämlich bislang nur der wie vom Teufel besessen beatboxende Pheel aufgetreten. Nun stieß also sein Bühnenpartner dazu, die rappende Slam-Legende Tobias Borke, um für alle, die noch ein wenig mit uns feiern wollten und/oder einfach noch nicht genug hatten, eine zünftige Aftershow abzuziehen. Geschätzte 300 von den deutlich über 500 Zuschauern entschieden sich zunächst zu bleiben und saßen neugierig auf ihren Stühlen, manche fanden wohl zum ersten Mal an diesem Abend einen Sitzplatz. Als Bqubik dann loslegten, passierte nach wenigen Minuten etwas sehr erstaunliches, zumindest hab ich so was in dieser Form noch nie gesehen…

Pheel produzierte die Beats (oral) und legte ab und zu eine Baseline vom Microkorg drunter, Borke startete seinen improvisierten Sprechgesang. In kürzester Zeit kamen die beiden schon lange lange lange nicht mehr nüchternen Ausnahmetalente in Fahrt und schalteten das Tempo hoch auf Drum’n’Base Geschwindigkeit. Tobi Borke forderte das Publikum nun auf zu tanzen. Dummerweise gab es keine Tanzfläche. Und dann passierte es: die Zuschauer erschufen sich einfach eine, indem sie die Stuhlreihen nach vorn und hinten wegschoben. Bemerkenswert war dabei, dass eigentlich alle Stühle horizontal miteinander verschraubt waren und sich dadurch im Grunde gar nicht wegschieben ließen. Dem Druck der Menge konnten sie aber nicht standhalten und so bogen sich die Reihen wie ein großes, sich langsam öffnendes Auge auseinander – sah von der Bühne herab ziemlich abgefahren aus. Und dann gabs kein Halten mehr, Publikum und Künstler tanzten zusammen bis kurz vor 2 Uhr nachts, zwischenzeitlich freestylte auch noch jemand aus dem Publikum mit. Zum ersten Mal überhaupt musste ich schließlich das Mikro an mich nehmen und die noch anwesenden Zuschauer bzw. Hotstepper bitten, nach Hause zu gehen, da die Techniker, Ordner und das Barpersonal des E-Werks ihren Feierabend sowieso schon lange überstundet hatten, außerdem Pheel und Borke vor Anstrengung kaum noch stehen konnten. Wer sich ein akustisches Bild von dieser sensationellen Aftershow-Performance machen möchte, folgt bitte diesem Link zur extra dafür eingerichteten Myspace-Seite.
(Klickt einfach den Track „Bqubik live in Aktion“ an und nickt mit dem Kopf. Achtung: Soundqualität hinkt der Wirklichkeit hinterher, na klar, ist aber trotzdem ok, auch wenn kein Saalmikrofon am Start war und man deshalb das Publikum kaum hören kann)

Einen Schnipsel Video-Eindruck (Handyaufnahme, also miserableste Soundquali und 2 Meter Sichtweite, weil Saallicht aus) gibt’s hier.

Nachwort

Der Abend war superlang und trotzdem kurzweilig. Beeindruckendes auf der Bühne, feiernde und gefeierte Künstler, bestens gelauntes Publikum, das garnicht genug zu kriegen schien, ausgelassenes Treiben im Backstagebereich und am Ende eine spontane Massenparty auf einer Tanzfläche, die vorher noch nicht da war. Bqubik setzten dem Ganzen wahrlich die Krone auf.

Obwohl über 100 Zuschauer keinen Sitzplatz bekamen, hat keiner geschimpft. Auch unsere Programmhefte reichten bloß für 300 Leute, aber Bremmo hat sie ja „gerecht verteilt“: er warf sie einfach so hoch er konnte in die Luft, hernach segelten die Faltblätter in die Menge herab. Von unserer auf eine Mini-Auflage von 99 Stück limitierten CD haben wir bereits die Hälfte verkauft. Gefreut hat mich besonders, dass Jan Kochs CDs uns förmlich aus den Händen gerissen wurden. Dieser Mann lebt für die Musik und hat jede Unterstützung verdient. Seine drei Alben sind allesamt saugut, icke hab sie ja selber daheim. Herr Gorbunov hätte auch viele CDs verkauft, aber er hat ja noch keine gemacht – selbst schuld, Nikita! Schön war auch, die Zuschauer während der Auftritte endlich einmal vollkommen im Dunkeln lassen zu können und nur die Bühne beleuchtet zu sehen, das tat der Atmosphäre richtig gut. Die mit jahrelanger bzw. jahrzehntelanger Auftrittserfahrung beschlagenen Bühnenveteranen Jaromir Konecny, Andreas Grimm und Matthias Kröner teilten mir nach Showende übrigens jeder für sich und unabhängig voneinander mit, dass diese Show jeweils zu den Top 3 ihrer gesamten Karriere zählen würde, wenn es nicht sogar die beste war – ein bedeutendes Kompliment, vielen Dank!

gedankt sei auch…

…den fleißigen Helfern Ela, Bremmo, Steffi, Manuel und Emlie und den unbekannten Flyerverteilerinnen – sie sollen hoch gelobt sein! Mühe haben wir alle uns nicht zu wenig gemacht bei der Vorbereitung dieser Mammutshow, die sogar den Frankenslam 08 noch in den Schatten gestellt hat. Aber es hat sich gelohnt…

…allen beteiligten Bühnenpoeten und Musikern, ich hatte wirklich das Gefühl, dass alle sich richtig Mühe gegeben haben und auch große Freude an den Auftritten ihrer Kollegen hatten…

…insbesondere dem Jaromir Konecny, denn er ist ein Ehrenmann! Zwar ereilte ihn kurzfristig ein Auftrittsangebot von Seiten des BR mit vierstelliger Gage, da wir uns seit vielen Jahren kennen und mögen, erschien er trotzdem wie verabredet in Erlangen…

…dem Hausverantwortlichen des E-Werks, Jörg Engel, mit dem wir inzwischen schon richtig befreundet sind, und der im Vorfeld versucht hat, allen unseren (Änderungs-)Wünschen auch auf die letzte Minute hin noch gerecht zu werden…

…dem gesamten E-Werk Personal, das uns an diesem Abend zur Seite stand. Danke an Klaus und Kollegin für die sehr schöne Lichtstimmung und das Audiomanagement, Danke an das arg strapazierte Einlasspersonal und die Männer hinter der Bar…

…dem Kulturamt der Stadt Erlangen…

Ankündigung: 7 Jahre Erlanger Slam – die Jubiläumsshow

Sonntag, 18. Januar 2009
Erlangen, E-Werk, Saal

Einlass: 19 Uhr
Beginn: 20 Uhr

AK 7 Euro
VVK 6 Euro
(Tickets an allen Vorverkaufsstellen)

Am 20. Januar 2002 – nahezu zeitgleich mit der Einführung des EURO als Bargeld – fand der erste Erlanger Poetry Slam in der Kellerbühne des E-Werks statt. Aus diesem Testballon entwickelte sich über die Jahre eine bis heute fortbestehende erfolgreiche Kooperation des Teams von e-poetry.de mit dem E-Werk.

Am 18.01.2009 wird der E-Poetry-Slam schließlich das sogenannte „verflixte siebte Jahr“ hinter sich gelassen haben. Dies allein schon ist Anlass zu Fest & Freude, „erschwerend“ kommt allerdings noch dazu, dass das sich nun seinem Ende nähernde siebte Bestehensjahr zugleich das erfolgreichste in der Geschichte des Erlanger Slams gewesen ist und mit der Ausrichtung der fränkischen Meisterschaften im Juni 2008 vor trotz hochsommerlicher Temperaturen nahezu ausverkauftem Haus im großen Saal des E-Werks den vorläufigen Höhepunkt in der Geschichte der Veranstaltungsreihe verzeichnen konnte.

Am Sonntag, den 18. Januar 2009, zieht der Erlanger Slam also wieder um in den Saal des E-Werks, um sieben ebenso erfolgreiche wie abenteuerliche Jahre mit gebührendem Aufwand zu feiern.

Einerseits wird es wie gewohnt einen Poetry Slam geben, also einen Wettkampf der Bühnenpoeten, bei dem sowohl Hobbydichter als auch gestandene Bühnenprofis und renommierte Autoren durch einen möglichst mitreißenden Vortrag um die Gunst des Publikums kämpfen, welches dann schlussendlich den Sieger küren wird. Wie immer können sich Kurzentschlossene noch am Abend des Slams in die Offene Liste eintragen und am Bühnenwettbewerb teilnehmen, sofern die Poetenfee den entsprechenden Namen aus dem Lostopf zieht.

Dazu gibt es ein Rahmenprogramm aus Musik, literarischem Kabarett, Beatboxing und Freestyle-Rap, das in dieser Kombination noch nie in Deutschland zu sehen war. Auf Grund des ebenso freudigen wie gewichtigen Anlasses wurden keine Kosten und Mühen gescheut und ausschließlich Gastkünstler eingeladen, die jeder für sich allein schon die Reise ins E-Werk wert wären:

Jan Koch auf der Bühne ist ein Ereignis von höchster Intensität. Ob in bissiger Ironie oder leiser Trauer: die Texte sind von entwaffnender Ehrlichkeit, dabei aber filigran gebaut und unerhört schlagkräftig. Die Melodien gehen direkt ins Herz, ohne schlicht zu sein. Beim großen Singer Slam im Hamburger Schauspielhaus errang der Berliner 2008 den ersten Platz und setzte sich gegen namhafte Konkurrenz wie Gisbert zu Knyphausen durch. Sein Hass-Song auf Berlin hat in seiner Heimatstadt längst Kultstatus erlangt, seine Fangemeinde ist treu und vermehrt sich schnell. Jan Koch ist ein exzellenter Liedermacher. Aber er wird den Begriff neu definieren.

Jaromir Konecny gehört mit seinen über 60 Siegen zu den Legenden der deutschen Slamszene und war in den Jahren 1999 und 2000 jeweils deutscher Vize-Meister. Den Fritz-Hüser-Preis nennt er ebenso sein eigen wie den Haidhauser Literaturpreis, auf unzählige Buch- und CD-Veröffentlichungen blickt der gebürtige Prager mit dem unwiderstehlichen Humor und dem charmanten Akzent zurück. Bisher haben es die Organisatoren noch nie geschafft, ihn zum Erlanger Slam zu holen. Am 18.01.09 wird dieser Missstand behoben.

Nikita Gorbunov, Urenkel des weltberühmten Schriftstellers Lew Kopelew, wurde in Moskau geboren und im Zuge der Wende bis nach Stuttgart gespült. Seine ersten lyrischen Gehversuche unternahm er als Rapper „Sajuz“, doch mit der Verrohung des deutschen Hip-Hops erkannte er die Zeichen der Zeit und brach auf zu den Ufern des „Liedermachings“. Seine Herkunft spiegelt sich deutlich in seinen Liedern wieder: rotzfrech bis hochprovokant, gleichzeitig tief melancholisch und mit dem weinenden Auge zwinkernd – eindeutig „made in Russia“! Im Gepäck hat er einen brandneuen Song, den er extra für die Stadt Erlangen geschrieben hat. Er heißt „Erlangen, du bist schuld!“

– gesprochen: Bqubik. Unser Main-Act, da wirklich wahnsinnig schwer zu kriegen. Ein Live-Erlebnis der Sonderklasse. Egal ob das Augsburger Brecht Festival, die Buchmessen Deutschlands oder das Goethe Institut in Minsk. Egal ob MTV, Viva oder die McLaren Mercedes VIP-Party mit Häkkinen, Bobele und den Klitschkos. Egal ob Arte, ZDF, BR oder SWR. Jeder hat sie schon einmal gebucht, denn niemand kann sich der Energie entziehen, die Pheel, seines Zeichens bester Beatboxer Deutschlands, und Tobias Borke, Freestyle-Rap-Virtuose und fünffacher Finalist (!) der deutschen Slam-Meisterschaften, auf der Bühne erzeugen. Erlangen wird sie bald kennen lernen.

Auch im Wettbewerb geben sich einige herausragende Bühnenpoeten die Ehre:

Pauline Füg ist nicht nur studierte Psychologin, sondern eine der momentan erfolgreichsten weiblichen Performance-Poetinnen in Deutschland und erreichte bei den deutschen Slam-Meisterschaften 2006 und 2007 das Finale im Einzelwettbewerb. Die gebürtige Leipzigerin erregte große Aufmerksamkeit mit ihren Fernsehauftritten (WDR, BR), Texte finden sich in diversen Anthologien und Literaturzeitschriften (u.a. Reclam Verlag, Macondo). Zusammen mit Tobias Heyel und Ludwig Berger hat sie zudem die Electrolyro-Band „Großraumdichten“ gegründet, die im November 2008 im E-Werk für absolute Begeisterung sorgte – demnächst erscheint das erste Studio-Album. Auf der Erlanger Slambühne hat Pauline Füg laut eigener Aussage damals ihre Karriere begonnen, weshalb die Teilnahme am E-Poetry-Jubiläum für sie selbstverständlich ist.

Toby Hoffmann ist eigentlich Frontmann der international von der Kritik gefeierten Band „Ira“ (www.iraism.com), verzeichnet aber auch als Lyriker große Erfolge und wurde u.a. mit dem Ravensburger Literaturpreis ausgezeichnet, sowie bei Lyrikedition 2000, Sprechstation und zeter & mordio verlegt. Hoffmann gilt bundesweit als begnadeter Performance-Poet und überzeugte sein Publikum bei bisher über 300 sprachgewaltigen Auftritten in ganz Europa. Aufrüttelnd, politisch, desillusioniert und trotzdem immer noch wunderbar träumerisch bedient sich Hoffmann einer sehr ausgefeilten Sprache. Seine Poesie attackiert mal sanft, mal heftig die sog. Spaßgesellschaft, die Gedankenlosigkeit und Illusion, bleibt dabei stets wohltuend selbstreflexiv und schafft es so immer wieder, mit „Samthandschuhen am Stacheldraht zu zerren“. Sein gewaltiges Stimmvolumen tut das Übrige.

Matthias Kröner lebt mittlerweile als Autor und Journalist in Lübeck, ist aber ein waschechter Franke und trat zuletzt als Mitglied der „Literaturband Mundpropaganda“ im Nürnberger Raum in Erscheinung. Er blickt auf zahlreiche Buchveröffentlichungen zurück (die Liste seiner Publikationen umfasst zwei Seiten!) und ist mehrfacher Preisträger des Literaturpreises der Nürnberger Kulturläden, u.a. in der Sparte „fränkische Mundart“. Natürlich hat er auch den Erlanger Slam einmal gewonnen, außerdem trat er zusammen mit Paula Posaune und Jan Siegert im Team-Wettbewerb der deutschen Slam-Meisterschaften 2003 in Frankfurt/Darmstadt an.

Andreas „Commandante“ Grimm ist ein absolutes Unikat unter den deutschsprachigen Bühnenpoeten. Keiner, wirklich keiner kann ein vergleichbares Gesamtwerk vorweisen. Über 2200 Texte hat er in den letzten 15 Jahren geschrieben. Dabei ist die Lektüre eines Grimm-Werkes jedem literaturbegeisterten Menschen ein Genuss. Denn nicht nur in Bezug auf Masse, nein, auch in Hinsicht auf die sprachliche Qualität spielt keiner in seiner Liga. Ein tragischer Hauch umweht deshalb dieses in der Tradition von Heiner Müller stehende literarische Schwergewicht. Viel zu oft fällt er mit seinem eigenwilligen Erscheinungsbild und Auftreten beim Publikum durch oder erntet nur mäßigen Applaus, da die meisten Zuschauer seinen Worten beim bloßen Zuhören einfach nicht zu folgen im Stande sind – dabei kann sich auch sein Vortrag wirklich sehen lassen. Einzige Ausnahme: die Slam-Meisterschaft 2003, anlässlich der er seine Texte qualitativ drosselte bzw. vereinfachte und prompt das Finale erreichte. Die Mehrzahl der erfolgreichsten deutschen Bühnenpoeten und zahlreiche Veranstalter im gesamten deutschsprachigen Raum jedoch sind echte Grimm-Fans, die Gewinner und Finalteilnehmer des Nationalslams 2001 in Hamburg verliehen ihm aus ihrer Hochachtung heraus anno dazumal den Spitznamen „Commandante“. Dabei war damals auch Jan Siegert, der ihn sich nun zum 7. Geburtstag des Erlanger Slams auf die Bühne wünscht.

Bybercap X pseudonymisiert sich ein junger Mann aus Erlangen, der unserem Slam seit Jahr und Tag die Treue hält. Der Gymnasiallehrer setzt sich manchmal ans Piano und begleitet musikalische Gäste. Manchmal nimmt er am Wettbewerb teil und bereichert ihn mit seinen souverän vorgetragenen Texten, die laut Bybercap stets von Liebe und Dialektik handeln, also den wichtigsten aller Themen. Seine Werke sind in der Regel sehr eingängig und sorgen für gespannte Stille, jedoch allzeit hintergründig, ab und an provokant und mit subtilen Widersprüchen unterlegt. Hier kann nur derjenige die volle Tiefe der Texte (zumeist Kurzgeschichten) erfassen, der auch zwischen den Zeilen zu lesen vermag. 2008 vertrat er Erlangen bei den deutschsprachigen Slam-Meisterschaften in Zürich und wie schon im Jahr zuvor auch bei den fränkischen Meisterschaften. Das X in seinem Künstlernamen übrigens ist Variable, die kurz vor der Show mit konstant wechselndem Zusatz versehen wird. Wie wäre es diesmal mit „Bybercap Seven“?

Nicole Paskow ist eine junge Erlanger Lyrikerin, die im Februar 2002, also beim zweiten Slam im E-Werk überhaupt, gleich das geschafft hat, was schon seit Beginn der Showreihe Grundüberzeugung der Veranstalter gewesen ist: zwar werden ständig wechselnde waschechte Bühnenprofis nach Erlangen geholt, aber auch diese können im Wettbewerb (der selbst wiederum nur ein überbewertetes Spiel ist) gegen absolute Neulinge verlieren, wenn einfach die Textqualität stimmt und im Vortrag der richtige Ton getroffen wird. Nicole Paskow trat mit wunderschöner, aber eben mit klassischer Lyrik gegen den damals als unbesiegbar geltenden Wehwalt Koslovsky an und setzte sich im Finale durch – völlig zu Recht. Wer sich gern in lyrischen Exkursionen ins Zwischen- und Allzumenschliche verliert, sollte sich Frau Paskow vormerken. Wenige Worte, eine sanfte Stimme und sehr viel Gefühl.