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Rückblick auf die Show am 19. April 2009

Tolle Fotos des Abends, geschossen von Crosa:
http://www.flickr.com/photos/facing-my-life/sets/72157617208367146/show/

Der Artikel zur Show aus den Erlanger Nachrichten:
http://www.erlanger-nachrichten.de/artikel.asp?art=1005345&kat=56&man=3

Jakob Nacken aus Tübingen war an diesem sommerlich temperierten Abend für das Rahmenprogramm zuständig. Mit elegantem Humor und eingängigen Melodien bildete er das genau richtige Kontrastprogamm zum wortgewaltigen Rest des Abends und unterhielt in drei kurzen Etappen vorzüglich – singend, klavierend, augenzwinkernd und schick in Schale geworfen.

Der Wettbewerb…
Erwin Krug debütierte auf der Slam-Bühne und fasste seinen alternativen Schöpfungsmythos kurz. An zweiter Stelle metzelte sich Turnkey Facilitys literarisches Alter Ego auf dem Weg nach „Silent Schwabach“ durch hochgeschwind kategorisierte Zombiehorden. Katharina Spengler traf den Nerv der Zuschauer mit einer aus lauter StudiVZ-Gruppennamen zusammengestückelten (trotzdem aber völlig flüssig ablaufenden) Partyabend-Episode. Martin Geier erzählte ohne ein Blatt vor dem Mund oder in der Hand von seiner Bundeswehrzeit und demonstrierte ganzen Körpereinsatz, als er sich gegen Höhepunkt darnieder legte, um den Schmerz der Pointe plastisch darzustellen. Benjamin Reichstein skizzierte sein Leben und Selbst- und Weltbild auf lyrischem Grund: ein Autokorso voller Filmzitate, spontane Eingebungen und Musik. Bumillo forderte der Kultur des Jammerns das R ab und beschwor die Lust am Jammen, während sein Körper zum Rhythmus seiner Verse reagierte. Katharina Spengler und Bumillo wurden vom Publikum favorisiert bzw. finalisiert.

In Runde Zwo ironisierte Sophie Sonnenblick den Zwang des Helfens und des schlechten Gewissens auf Grundlage der Verschwendungsroutine unsrer Luxusgesellschaft. Billy erhob die in jedem Menschen – schreibend oder nicht – schlummernde Poesie zum Thema und schickte seinen Blick dann in die vermeintlich eigene Vergangenheit, um in einem zweiten Text einer so tiefen wie tragischen Beziehung zu gedenken. Lucas Fassnacht inszenierte den Tag der Bundeswehrmusterung hochliterarisch: zunächst balladesk, hernach als Sonett, um schließlich dem Thema Wehrpflicht/Krieg im dritten Teil in Kinderliedform die moralische Breitseite zu verpassen. Nils Rusche sorgte mit seiner Brandrede für präventive Zärtlichkeit für ein kleines Happening: er forderte die Zuschauer auf, einander den Kopf zu streicheln und den Nacken zu massieren – er war dabei beeindruckend überzeugend… Frau Wortwahl demontierte im Supermarkt ihres Textes eine fiktive Kritikerin ihres angeblich biologisch unreflektierten Einkaufsverhaltens in einer rasenden Tirade. Zu guter Letzt verlor sich Gauner in der Jackentasche seiner Erinnerung, um schließlich festzustellen, dass die wirklich wichtigen Dinge nicht verloren gehen können, weil sie sich ins Wesen eines Menschen selbst einprägen. Mit diesem Text zog er ins Finale ein.

Das wurde nach kurzer Pause wie die anderen Runden von Jakob Nacken eingeläutet, der diesmal mit dem sprachlich versierteren Text „Wandern im Wörterwald“ sein an diesem Abend nicht aufgezeigtes literarisches Spektrum zumindest erahnen ließ (weil er halt fürs Musizieren zuständig war). Katharina Spengler, Bumillo und Gauner erzeugten eine zünftiges Finale, dass am Ende Bumillo für sich entschied. Gratulation, Herr Bumillo!

Ankündigung für den 19. April 2009

Auditive Feinschmecker, optische Allesfresser und leidenschaftliche Slammermäuler aufgepasst!
Am Sonntag, den 19. April 2009, wird ab 20.30 Uhr (Einlass 20 Uhr) wieder der Unberechenbarkeit gehuldigt und der Poetry Slam nimmt die Kellerbühne des E-Werks in Beschlag.

Wollt ihr mitmachen?
Dann flux eine Email schreiben an web[punkt]de]slamanmeldung[ätt]web[punkt]de

Folgende Sprach- und Sprechkünstler haben sich bereits dafür entschieden:

Bumillo (München)
der Star & Stan der Münchner Slamszene zum ersten Mal bei uns in Erlangen – es wurde aber auch Zeit!

Gauner (Berlin)
einst Pionier des deutschen Hiphop, seit Jahren landesweit gefeierter Slampoet auf deutschen Bühnen, ebenfalls zum ersten Mal bei uns

Frau Wortwahl (Nürnberg)
ambitionierte Autorin, zudem Regisseurin des Theaterstücks „Einer stirbt immer“, das kürzlich gefeierte Premiere hatte

Nils Rusche (Bamberg)
gerade auf Österreich-Slam-Tour gewesen, bald schon auf unserer Showbühne

Benjamin Reichstein (Nürnberg)
Pirat und Teilnehmer der fränkischen Meisterschaft 2008, verfilmt derzeit eine seiner Kurzgeschichten
http://sleeplessmovie.wordpress.com/

Katharina Spengler (Erlangen)
Gewinnerin des e-poetry shortstory awards und liebgewonnene Dauerteilnehmerin

Billy (Bayreuth)
erstmals bei uns und daher vorerst ein Rätsel

Martin Geier (Nürnberg)
der Storyteller der fränkischen Slammer-Riege changiert nach Lust und Laune zwischen lustiger und moralisierender Grundierung

De Ossi Pussys (Erlangen)
die beiden Exilanten Neftalie und Turnkey Facility haben nicht nur aus Gründen der Heimatverbundenheit ein Zweierteam gegründet…

Lucas Fassnacht (Erlangen)
der Titelverteidiger verteidigt seinen Titel – aber eigentlich geht es nur um seinen neuen Text

special act: Jakob Nacken
Der Kabarettist und Entertainer aus Tübingen wird beim nächsten Slam unser special act für das Rahmenprogramm sein – ein Charmeur der alten Schule, schwarzer Anzug und stilvoller Humor, er sitzt am Klavier (unsres kommt ohnehin viel zu selten zum Einsatz) und singt, ist knapp 2 Meter groß, aber das tut nichts zur Sache. Im Jahr 2004 beim Nationalslam in Stuttgart wurde er zusammen mit Helge Thun deutscher Meister im Teamwettbewerb!

Als Vorgeschmack…
http://www.youtube.com/watch?v=vAwiLJJtf3A

Plakat-April09

Rückblick auf die Show am 15. März 09

Die Bilder des Abends stammen wie schon im Februar vom Nürnberger Photo-Spezialisten Crosa, dem hinter dem Objektiv immer wieder verblüffende Meisterleistungen gelingen:
www.flickr.com/photos/facing-my-life/sets/72157615440746368/ und
http://www.facing-my-life.de/2009/03/17/poetryslam-erlangen-kellerbuehne/

Spezialgast des Monats war diesmal Kabarettist und Liedermacher Nils Heinrich, von dessen Qualitäten man sich an diesem Abend fürwahr überzeugen konnte – er gab sogar seinen legendären Fischers-Fritze-Rap (eine Parodie auf Aggro Berlin) zum Besten, der ja nun schon seit Jahren als Kultclip im Internet kursiert. Im Internet lohnt die Reise auch zu Heinrichs Homepage www.nilsheinrich.de/, welche an Content nicht zu knapp geraten ist. Komm bald wieder, Nils!

Jan Brauner (Erlangen) kam über die Offene Liste als erster und auch zum ersten Mal auf die Bühne und eröffnete den bunten Reigen mit lupenreinem selbstreferenziellen Rap der gängigen Güteklasse, inklusive Kapuze. Peter Landshuter (Heilsbronn) zelebrierte über die Distanz dreier Kurzgeschichten das Fränkische nach Mundart des Hauses bzw. Landstriches, erhob sich dabei aber deutlich über das der kleinkünstlerischen Mundart üblicherweise angedichtete Bauerntheater-Niveau und überzeugte nicht zuletzt durch ernste Untertöne in seiner mitunter nostalgischen Lebensrückschau. Ein zumindest innerhalb seines Textes immer zorniger werdender Simon Fregin (Heimerdingen) folgte an dritter Stelle und rechnete bald schon tiradenhaft mit den tatsächlichen sowie nur so titulierten krankhaften Auswüchsen unserer Gesellschaft ab und stellte die Schuldfrage, ließ interessanterweise aber keine klare eigene Position erkennen. Katharina Spengler (Erlangen) bewies erneut ihre literarische Vielseitigkeit und wechselte mit einer prosaistischen (Selbst-)Gesprächsaufnahme und einem Kurzgedicht zu Kain/Abel beinahe eichhörnchenhaft die textliche Kategorie, in die man Frau Spengler eventuell nach ihren letzten beiden Auftritten eingeordnet hatte. Die humoristische Rechnung des erfrischend lakonischen Florian Cieslik (Köln) ging auf wie ein Pfannkuchen, denn dem Publikum gefielen seine drei satirischen Gedichte zu Leid und Lust zu zweit bis dritt so gut, dass es ihn zum Sieger der ersten Runde erklärte. Den Rundensieg teilte er sich jedoch mit dem nachfolgenden Lucas Fassnacht (Erlangen), welcher mit einer ausdrucksstarken, überspitzten Tages- und Wohnungsbetrachtung eines typischen studentischen Männerlebens nach aufgezwungener Wiedererlangung des Junggesellenstatus` die Zuschauer ebenfalls zu überzeugen wusste.
Runde zwei wurde von Thomas 7-Haar aus der Offenen Liste eröffnet, der mit einem ausgezeichnet einstudierten auswendig gelernten Text von verwirrend surrealer Natur einen Senkrechtstarter in Szene setzte, der den Begriff in die Tat umsetzt. Mal ganz was anderes dann von Turnkey Facility (Erlangen): ein flammendes Plädoyer für den von Premiere aufgekauften und konzeptionell bisher einzigartigen Spartensender GIGA TV, der diesen Monat den Betrieb einstellen soll, und dessen beträchtliche Fanbase durch ein ungewöhnlich starkes Zusammengehörigkeitsgefühl verbunden zusammen mit der Redaktion gegen das mediale Todesurteil aufbegehrt. Elegante Prosa anschließend von Eva Wachter (Ditzingen), die einem schönen französischen Mädchen mit Worten einen Szene, nämlich den Versuch eines Gesprächs, gemacht hatte und danach die ausgebreiteten Klischees mit einem ungewöhnlichen Ende relativierte. Christian Ritter (Würzburg) schrieb sich eine blumige Zukunft als gefeierter Bestsellerautor auf den Leib – ein satirischer Rundumschlag gegen den etablierten Literaturbetrieb, die selbstherrlichen Protagonisten dieses Fachs und deren Speichellecker. Bleu Broode (Bremen) war ganz Kunst, sein Text reihte zahlreiche zur Auslebung dieses abstrakten Begriffs denkbare Provokationen aneinander und stilisierte sie zu Akten eines künstlerischen Zwangs, der schließlich die Selbstzerstörung durch Selbstverspeisung herbeiführte. Runde zwei ging für das Publikum an Herrn Ritter.

Im Finale dachte Florian Cieslik über den Begriff Unglück nach, Lucas Fassnacht wurde griechisch-tragisch und Christian Ritter verblüffte mit dem ersten ernsten Text seines Bühnendaseins. Zum Gewinner des März-Slams kürten die Zuschauer mit knapper, aber verifizierbarer Mehrheit finalamente Lucas Fassnacht, der sich hinter dem Mikrofon nicht nur der Kellerbühne im Laufe der letzten Monate kontinuierlich weiterentwickelt hatte und nun verdient den Sieg mit nach Hause nahm. Herzlichen Glückwunsch!

Kurzer Rückblick auf den Februarslam 09

Den denkwürdigen Februar-Slam gewann verdient die überragende Clara Nielsen aus Bamberg. Bilder vom letzten Slam am 15. Februar gibt es hier: Fotos (klick) und hier (nochmal klick)
Vielen Dank an Crosa, der diese hervorragenden Fotos geschossen hat!
„The Fuck Hornisschen Orchestra“ fanden es toll in Erlangen, besucht sie doch mal auf ihrer Homepage:
www.myspace.com/fuckhornisschenorchestra

Teilnehmende Poeten:
Fabian, Oliver, Rodion R. Raskolnikow, Steini, Nicole Paskow, Turnkey Facility, Peemaster Grand, Katharina Spengler, Michael Jakob, Wolfgang Tischer, Clara Nielsen