Unseren im Dezember 2008 in Zusammenarbeit mit dem Sprechstationverlag ausgerufenen Kurzgeschichtenwettbewerb, den e-poetry shortstory award (kurz e.p.s.s.a.), hat die 25jährige Katharina Spengler aus Buckenhof gewonnen. Ein kurzes Statement der Jury zu ihrem Text „Zwischen zwei Zügen“:
Ein menschenleerer Großstadtbahnhof in der Sylvesternacht, eine Frau allein zwischen den Gleisen. Auf gerade anderthalb Seiten entwirft Katharina Spengler in klaren unverschnörkelten Worten einen Moment zwischen Leben und Tod, der ohne jeden Pathos in eine profan anmutende Situation eingebettet zu sein scheint, die jedoch im Laufe der Geschichte ihren außergewöhnlichen Charakter offenbart. Ein so plötzlicher wie vollständiger Perspektivenwechsel gegen Ende fügt sich nahtlos in das Gesamtbild ein.
Interview mit Katharina Spengler
1. Welche Art von Texten schreibst Du?
„Was-mir-gerade-einfällt“-Texte
2. Arbeitest Du an einem Roman?
Leider nicht, aber es würde mich durchaus reizen, Figuren mal länger zu begleiten.
3. Wie lang schreibst Du schon?
Uff – eine schwere Frage. „Schon immer“ ist natürlich übertrieben, aber ich schreibe auf jeden Fall, seit ich denken kann. Bisher überwiegend für die Schreibtischschublade, nicht für ein Publikum und auch selten bis nie zu einem bestimmten Anlass.
4. Wie und was hast Du zu Beginn geschrieben bzw. worum drehte sich Dein erstes Werk?
Das, was ich wirklich als „Werk“ bezeichnen würde, heißt „Zwischen Himmel und Hölle –Entscheidungen im Jenseits“ und dreht sich mal lustig, mal bissig, mal nachdenklich, um Möglichkeiten, wie das Leben nach dem Tod aussehen könnte, wenn Petrus und Luzifer meinen Humor hätten.
5. Welche Bedeutung hat das Schreiben in Deinem Leben?
Es ist da. Es ist ein Ventil. Es gewinnt immer mehr an Bedeutung, denn plötzlich habe ich das Gefühl, auch etwas sagen zu wollen, so dass es immer weniger Selbstzweck wird und sich eher in Richtung wohltuende Tätigkeit verändert.
6. Ist der e.p.s.s.a. Dein erster Literaturpreis?
Ja.
7. Wie lange kennst Du den Erlanger Poetry Slam?
Vom Hörensagen schon viele Jahre, aber erst im November 2008 habe ich den ersten Slam besucht – und Feuer gefangen. (Der Erlanger Poetry Slam ist mein erster Slam überhaupt.)
8. Wie würdest Du das Bühnengeschehen aus der Sicht einer „ernsthaften“ Autorin beschreiben (nach Art, Qualität und Wechselwirkung der Beiträge)?
Ich habe ja nun erst drei Slams erlebt und sie waren so unterschiedlich, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Trotzdem hatten die drei Abende etwas gemeinsam: Ich bin reich beschenkt worden und glückselig nach Hause gegangen. Es ist bezaubernd, zu welchen Themen andere schreiben und wie bunt und wortgewaltig sie ihre Gedanken ausdrücken.
9. Gibt es für Dich etwas wie ein literarisches No-Go? (Also etwas, das grundsätzlich gar nicht geht, wie z. B. Mundart-Naturlyrik oder chauvinistische Texte)
Bisher ist mir nichts begegnet, das ich kategorisch ablehnen würde. Mundart ist natürlich immer schwierig, aber ganz ehrlich: Wenn ich es könnte, würde ich es auch für Texte nutzen.
10. Was sind Deine Lieblingsbücher bzw. –autoren?
Schwierige Frage… Ich gehe total in Harry Potters Welt auf, aber trotzdem würde ich „Harry Potter“ nicht als mein Lieblingsbuch bezeichnen. Ich glaube, ich habe einfach keins, das alle anderen aussticht. Ich mag viele Bücher gern, wenn ich sie im richtigen Moment lese, d.h. wenn die Stimmung im Buch zu meiner momentanen Stimmung passt. Ich kann mich noch erinnern, dass es eine Lebensphase gab, in der „Effi Briest“ mich absolut begeistert hat. Heute ist das nicht mehr so.
Heute mag ich Texte von Judith Hermann, „Herr Lehmann“ und „Zwei Wege in den Sommer.“ Auch „Der Vorleser“ erfreut mich gerade – nein, jetzt weiß ich es! William Goldman „Die Brautprinzessin“. Mein absolutes Lieblingsbuch. Ich bevorzuge in diesem Fall zwar das Hörbuch, weswegen es nicht wirklich gilt, doch es ist hervorragend. Immer wieder.
11. Hat Dich ein Künstler (egal ob Autor, Musiker oder Filmemacher) besonders stark beeinflusst?
Nicht dass ich wüsste. Ich glaube es sind eher die Menschen in meiner Umgebung, die Gespräche, das was ich beobachte.
12. Was inspiriert Dich beim Schreiben?
Menschen, Emotionen, Stimmungen – z.B. in der Natur. Manchmal gehe ich im Wald spazieren und höre auf die Stille, dann kann schon ein Einfall kommen. Wetter regt mich ganz oft zu Texten an, besonders wenn es regnet oder stürmt. Ich finde es sowieso leichter, bei schlechtem Wetter zu schreiben, als wenn die Sonne lacht.
Manchmal genügt auch nur ein Wort oder Satz. Die Texte kommen dann. Ein Satz ergibt sich aus dem anderen. (Ähnlich wie g. Anders es in „Einfälle“ schreibt.) Es kann auch sein, dass mir zu einem Text nur das Ende einfällt und ich mich dann frage, was vorher passiert sein muss.
13. Gibt es Dinge, die man mit Worten nicht beschreiben kann?
Worte sind immer unzulänglich, weil sie arbiträre Zeichen sind (lacht), besonders in Bezug auf Emotionen kommen mir Worte oft schwach vor. Aber ich finde, man kann sich an alles annähern. Und es macht ja auch viel Spaß, immer wieder zu versuchen, ob sich eine Emotion nicht noch besser erfassen lässt, wenn man ein neues, ein anderes Wort dafür findet.
14. Mit welcher Kunstform kann man am meisten ausdrücken? (Musik, Malerei, Film etc.)
Ich denke, da hat jeder seine. Bei mir sind es Worte. Aber ein Film ist natürlich optimal geeignet, um Menschen anzusprechen, weil er Ton und Bild vereint.